REICHSTAL. Eine unaufgeregte Legislatur neigt sich dem Ende zu. Die Koalition aus NLP, MKU und CSVP hatte sich nach dem Verbot der DF zu einer Mehrheit im Reichstag zusammenfinden können. Reichskanzler Gambrivius Faun von Graukatz sprach mit dem Herold über die jetzt auslaufende Amtszeit und seine Vorstellungen über die Zukunft.
Der Herold: Sehr geehrter Herr Reichskanzler, das Reich befindet sich mitten im Wahlkampf, schön, dass Sie ein wenig Zeit für ein Interview erübrigen können. Sie gehen erneut als Spitzenkandidat der Nationalliberalen ins Rennen. Was treibt Sie an?
Faun von Graukatz: Gerne, Herr Weigand. Es ist mir wichtig, dass ich meine Arbeit als Reichskanzler fortsetzen kann. Die Regierung hat mit der Novelle des Polizeigesetzes eine Mammut-Aufgabe gestemmt und einige andere Projekte bereits angeschoben. Dabei ist manches noch unerledigt geblieben, was ich gerne zum Ende bringen würde. Dazu zählt vor allem das Beamtenrecht, die Kolonialverwaltung und die Überarbeitung einiger anderer Gesetze, die noch nicht auf die aktuelle Verfassungswirklichkeit angepasst sind. Zudem steht das Reich an einem Punkt, an dem es stärker als zuvor auch außenpolitisch Farbe bekennen muss.
DH: Außenpolitik ist ein gutes Stichwort. Die Liberaledemokraten haben Ihnen im Reichstag zwar Applaus für Ihre Regierungserklärung gezollt, zugleich aber scharfe Kritik am außenpolitischen Kurs und dem zuständigen Minister geübt. Wie bewerten Sie diese Kritik?
FvG: Der Applaus hat mich gefreut und gezeigt, dass im Reich ein gewisser außenpolitischer Konsens besteht. Zugleich halte ich die Kritik in Teilen für nicht unberechtigt, da die Regierung in der Tat keine größere Aktivität auf diesem Bereich entfaltet hat. Ich möchte aber betonen, dass die von mir geführte Regierung das außenpolitische Geschehen durchaus verfolgt hat. Das Reich bringt sich aktuell konstruktiv in die Gespräche zur Gründung eines Völkerbundes ein. Ein Projekt dem ich skeptisch, aber grundsätzlich positiv gegenüberstehe. Angesichts der derzeit tief gespaltenen Gesellschaft im Reich – der Wahlkampf führt es aktuell wieder vor – schien mir die Fokussierung auf die Innenpolitik jedoch prioritär.
DH: Das führt uns wieder zum aktuellen Wahlkampf. Wie bewerten Sie die Kandidatenlage und die Chancen für die NLP nach der Wahl?
FvG: Die Zersplitterung des rechten Lagers führt zum einen dazu, dass die extremen Kräfte separiert werden und nicht in mögliche Koalitionen eingebunden werden müssen. Zugleich hat auch die politische Linke Ausleger, die in keinsterweige regierungsfähig sind. Dazwischen haben wir eine Gemengenlage, die aus meiner Sicht die Vielfalt in unserem Land eindrucksvoll widerspiegelt. Diese Parteien sollten grundsätzlich in der Lage sein, nach der Wahl zusammenzufinden. Wenn es nach mir ginge, in einer NLP-geführten Regierung. Sorge bereitet mir aber, mit welcher Vehemenz dieser Wahlkampf geführt wird. Die NLP ist – neben den Sozialdemokraten – die einzige Partei, die auf die Verunglimpfung der Mitbewerber verzichtet hat. Dies gebietet der bürgerliche Anstand, den wir kultivieren wollen.
DH: Nehmen wir einmal an, es käme nicht zu einer NLP-geführten Regierung. Was dann?
FvG: Dann stellt sich die Frage, ob die NLP als Juniorpartner gebraucht wird oder nicht. Angesichts der Kandidatenlage kann ich mir kaum eine Konstellation vorstellen, die ohne die Nationalliberalen auskommen wird. Das bringt eine Verantwortung mit sich, der wir uns stellen werden. Allerdings werden wir in keine Koalition eintreten, die den Grundprinzipien der NLP widerspricht. Eine Zusammenarbeit mit Reichsfeinden – rechts wie links – lehnen wir ab. Sollte dennoch eine Regierung zusammenfinden, die ohne die NLP über eine Mehrheit verfügt, so werden wir aus der Opposition heraus versuchen zu gestalten und der Regierung konstruktiv auf die Finger sehen.
DH: Ich bedanke mich für das Gespräch!
FvG: Gerne. Ich bedanke mich bei Ihnen.
Das Gespräch führte Herr Oswald Weigand (Korrespondent für Reichstal).
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